Die Geschichte des MGV Echte

 

In der Mitte des 19. Jahrhunderts begannen sich in Deutschland auf dem Lande Gesangvereine zu bilden. In der Werkstatt des Handwerkmeisters Möhrs in Echte versammelten sich nach mündlicher Überlieferung schon 1864 junge Männer, die abends zwanglos Volkslieder einübten und aus vollem Herzen sangen. Diese Liederabende fanden unter den Einwohnern von Echte so großen Anklang, dass man im gleichen Jahr unter dem Vorsitz von Meister Möhrs einen Männergesangverein gründete. Echte hatte damals etwas über 800 Einwohner und war ein typisches Bauerndorf, in dem auch die Gewerbetreibenden als Nebenerwerb die Landwirtschaft betrieben.

Im Jahre 1866 übernahm der in Echte tätige Lehrer Willig die musikalische Leitung des Vereins. Er behielt sie bis 1895. 1866 trat der Männergesangsverein das erste Mal öffentlich auf. Es wurde das erste Sängerfest gefeiert, das mit der Fahnenweihe verbunden war. Diese erste Fahne wurde dem Verein von den Frauen und Jungfrauen der Sangesbrüder geschenkt. Sie ist in den Hannoverschen Landesfarben weiß/gelb gehalten und trägt die in Seide handgestickte Inschrift:

»In Freud und Leid zum Lied bereit!«

Nur spärlich sind die Unterlagen über das Wirken des MGV bis zum Jahre 1911. Hier beginnen die schriftlichen Aufzeichnungen in den Protokollbüchern des Vereins.

Bis zum Ersten Weltkrieg hatte der Verein folgende verdienstvolle Vorsitzende: Meister Möhrs, Ferdinand Eilers, Heinrich Fischer, August Riefling und Wilhelm Voß.

Ihnen standen als Chorleiter zur Seite: Lehrer Willig bis 1895 und Lehrer Möhle, der den Chor noch nach dem Krieg zum Wiederbeginn verhalf. Beide Dirigenten brachten den Chor auf eine hohe Sangesqualität, denn der MGV Echte stellte sich bei Wettsingen in Göttingen und Osterode dem Vergleich mit städtischen Chören.

Doch nicht nur Gesang, auch das friedliche Miteinander leben und das gegenseitige Helfen war Teil der Vereinsarbeit. So wurden beispielsweise 1915 für die im Krieg befindlichen Sangesbrüder Liebesgaben gesammelt und als Pakete an die Front geschickt.

Nach dem Ersten Weltkrieg ruhte die Vereinsarbeit bis zum 9. November 1919. Danach blühte der Verein durch die Initiative des Tischlermeisters Heinrich Fleckenstein wieder auf. Neuer Vorsitzender des Vereins wurde Hermann Wessel.

Ab 1920 war Hauptlehrer Wilhelm Bode Chorleiter des MGV Echte. Er war ein Chormeister mit großer musikalischer Begabung, der den Chor auf ein hohes Leistungsniveau brachte. Vom hohen Stand der gesanglichen Ausbildung zeugen aus diesen Jahren die zahlreichen Ehrenurkunden – die größtenteils das Prädikat sehr gut und ausgezeichnet tragen – aus den Orten, in denen der Männergesangsverein Echte mit Erfolg teilnahm.

Daneben beteiligte sich der Verein aktiv am kulturellen Leben der Gemeinde, unterstützte die anderen Vereine des Ortes und veranstaltete einige Kirchenkonzerte. Zu einer festen Einrichtung wurden die Winterbälle des Chors.

Die Vereinsvorsitzenden in der Zeit zwischen den Weltkriegen waren: Hermann Wessel bis 1933, Louis Overbeck im Jahr 1933, Heinrich Sprenger bis 1936 und Heinrich Steimel bis 1939.

Ab 1939 ruhte die Vereinsarbeit bis nach dem Kriegsende.

Am 10. Januar 1948 trafen sich 29 Sänger in der Bahnhofsgastwirtschaft in Echte, um den Männergesangverein erneut ins Leben zu rufen. Einstimmig war man sich einig, die gewachsene Tradition des Chorgesangs wieder zu fördern und zu pflegen. Zum ersten Vorsitzenden wurde Karl Junge gewählt, Chorleiter war weiterhin Wilhelm Bode. Das Eintrittsgeld in den Verein betrug drei Mark, der Monatsbeitrag eine Mark. Die Singabende fanden sonnabends statt.

Schon bald befasste sich die Vereinsführung mit den Vorbereitungen zum 85-jährigen Bestehen des Vereins. Dieses Sängerfest im Jahre 1949 war verbunden mit der Weihe einer neuen Vereinsfahne. Das Fest und die Fahnenweihe waren ein voller Erfolg und führten zu einem weiteren Auftrieb des Vereins.

Im Jahre 1952 zog der langjährige Chorleiter Wilhelm Bode aus Echte fort. Auch hier soll seine unvergessene und verdienstvolle Arbeit um den Chorgesang in Echte und als Gruppenchorleiter im Alten Amt Westerhof gewürdigt werden. Sein Wirken wird nicht vergessen werden.

Auch in der Vereinsleitung gab es 1952 einen Wechsel. Als Nachfolger von Karl Junge wurde Willi Keime gewählt. Er blieb Vorsitzender bis Dezember 1970. Bis 1956 hatte der Chor keinen festen Chorleiter. Aber seit 1952 sprang Hauptlehrer Walter Schaper aushilfsweise als Leiter ein. Im Jahre 1956 erklärte sich Walter Schaper endlich bereit, beim MGV Echte eine feste Verbindung als Chorleiter einzugehen. Chorleiter Walter Schaper hielt dem Männergesangverein Echte bis zu seinem Tode 1977 die Treue. Unter seiner Stabführung erreichte der Chorgesang in Echte eine weitere Steigerung. Auch seine Verdienste um das musische Leben in der Gemeinde Echte und im näheren Umkreis werden unvergessen bleiben.

Einen Höhepunkt im Leben des Vereins brachte das Jubiläumsfest zum 100-jährigen Bestehen im Jahre 1964, an dem über 30 Chöre aus dem näheren und auch weiteren Umkreis mitwirkten. Auch der MGV Echte zeigte beim Kommers und beim Freundschaftssingen sein Können. Beim Jubiläum zählte der MGV Echte 35 aktive Sänger, fünf Ehrenmitglieder und 18 fördernde Mitglieder.

Im Jahre 1970 ging die Vereinsführung von Willi Keime auf Erwin Packeiser über. Unter der Gesamtleitung von Erwin Packeiser und mit Hilfe des zweiten Vorsitzenden Wilhelm Bothe (seit 1967), des Schriftführers Klaus Sombray (seit 1970), des Hauptkassierers Helmut Dörries (seit 1969) und des Unterkassierers Horst Agte (seit 1969) feierte der MGV Echte 1974 sein 110-jähriges Bestehen.

Dieser bewährte Vorstand sorgte auch für eine aktive Teilnahme des MGV Echte an der 1150-Jahrfeier der Ortschaft Echte im Jahre 1976. Der MGV Echte gestaltete einen Festwagen für den Umzug, der den Wechsel der Jahreszeiten darstellte. Jede Chorstimme trug als Kleidung ein Jahreszeitenmotiv und führte jahreszeitlich bezogene Werkzeuge mit sich. Es war ein gelungener Beitrag zum Jubiläum der Ortschaft Echte.

In eine kurze Krise geriet der Verein nach dem Tode des Chorleiters Walter Schaper. Nach einer kurzen Übergangslösung, bei der Karl Küster als Chorleiter aushalf, wurde Ende 1977 als Chorleiter Wolf Renziehausen aus Westerhof für den MGV Echte engagiert, der bis heute für eine hohe Qualität des Chorgesangs sorgt.

Mit Wolf Renziehausen begann unter bewährter Vorstandsleitung ein neuer Aufschwung des Männergesangvereins, der auch zu einem stetigen Anwachsen der Mitgliederzahl führte.

1978 beschloss die Jahreshauptversammlung des MGV Echte sich eine einheitliche Kleidung für öffentliche Auftritte anzuschaffen. Sangesbruder Friedel Schmidt sorgte für eine preisgünstige und qualitativ gute Sängerkleidung. Seit dieser Zeit tritt der Chor mit schwarzer Hose und hellgrauer Jacke sowie dunkelblauer Sängerkrawatte auf.

Mit jeweils fast 40 Freundeschören wurde 1984 das 120-jährige und 1989 das 125-jährige Bestehen gefeiert. Durch die Unterstützung der Gastvereine, der örtlichen Vereine und der gesamten Bevölkerung wurden die Festbälle und der Umzug ein großer Erfolg für den MGV Echte.

Auch das 130-jährige Jubiläumsfest 1994, das in Form eines Zeltfestes mit 34 Gastchören gefeiert wurde, und das 140-jährige Bestehen im Jahr 2004 in Form eines Festballs in unserem Vereinslokal »Zum Auetal« fanden in der Echter Bevölkerung großen Anklang.

Die Einigkeit und Harmonie im MGV Echte zeigt sich auch darin, dass verhältnismäßig wenige Wechsel im Vorstand stattfinden. In den vergangenen 43 Jahren standen dem MGV nur zwei Vorsitzende vor: der heutige Ehrenvorsitzende Erwin Packeiser von (1970 bis 1991) und Burghardt Dumke, der nun bereits seit über 20 Jahren die Geschicke des Vereins lenkt. Als zweiter Vorsitzender löste Peter Hennig 2008 den ebenfalls 20 Jahre amtierenden Horst Döring ab, sogar 35 Jahre schrieb Klaus Sombray die Protokolle der Versammlungen, bevor er sein Amt an Maik Unger abgab. Elmar Randow übernahm 2012 die Kassengeschäfte von Siegfried Schlicht, der diese auch über viele Jahre führte. Dieser bewährte Vorstand wird zusammen mit dem Festausschuss das 150-jährige Jubiläum ausrichten.

1987 wurde auf Beschluss der Jahreshauptversammlung eine der Traditionsfahnen unter großem finanziellem Aufwand restauriert. Mit neuer Pracht wird sie bei Umzügen dem Chor voran getragen. Auch die Mitgliederzahl nahm in dieser Zeit stetig zu. Hier sei das eifrige Bemühen des Sangesbruders Gerhard Weichert um neue Mitglieder besonders gewürdigt. So hatte der Verein im Jahre seines 125-jährigen Jubiläums fast 100 Mitglieder, nämlich 37 aktive Sänger, davon zwei Ehrenmitglieder, und 57 fördernde Mitglieder.

Nachdem die Mitgliederzahl um die Jahrtausendwende erheblich gesunken ist, nahm die Mitgliederzahl in den vergangenen Jahren wieder stetig zu. Diesmal war es insbesondere der Sangesbruder Andreas Thalacker, der unermüdlich für den MGV geworben hat.

Im Jahre 2010 hat der Vorstand über 100 Männer im Dorf persönlich angeschrieben und um aktive Sänger geworben. Zwei junge Männer kamen damals zum Singen, von denen einer bis heute dem Chor treu geblieben ist.

Neben dem Übungssingen gestaltete der Verein in seiner Geschichte regelmäßig Kameradschaftsabende, Sängerbälle und Gesellschaftsfahrten innerhalb und außerhalb Deutschlands. Unvergessen sind die Fahrten nach Kopenhagen, Paris, London und Wien, an der neben den Vereinsmitgliedern auch andere Einwohner der Ortschaft teilnahmen. Aber auch Wandertage oder kulinarische Veranstaltungen wie Grünkohlwanderungen oder Forellenessen dokumentieren das rege Vereinsleben.

So können alle Mitglieder des MGV Echte an ihrem Jubiläumsfest voller Stolz auf ihre Vergangenheit zurückblicken. Sie können auch mit großer Zufriedenheit auf ihren Verein schauen. Es gab in den 150 Jahren Höhen

und Tiefen in der Vereinsgeschichte. Aber es gab vor allem den Willen, die gute Tradition des Chorgesangs in Echte hochzuhalten. Das erforderte zu allen Zeiten den vollen Einsatz aller Sangesbrüder, Sangesschwestern und Sangesfreunde. Es erforderte auch die konsequente und oft mühselige Arbeit von Vorstand und Chorleitung.

Auch in Zukunft wird der MGV Echte ein wichtiger Teil des kulturellen Lebens in der Ortschaft Echte sein. Getreu des Fahnenspruchs:

»In Freud und Leid zum Lied bereit!«